Montag, 15. August 2016

Unterschätze Schätze

Wie es über alles Statistiken gibt, gibt es auch über Schüleraustausche Statistiken, genauer gesagt über die beliebtesten Zielländer deutscher Schüler. Und Schweden ist nicht gerade weit oben auf dieser Liste, was meiner Meinung nach hauptsächlich an einem Faktor liegt. Denn eben diese Liste gestaltet sich wie folgt:

1. USA
2. Kanada
3. Neuseeland
4. Australien
5. Vereinigtes Königreich

Man braucht kein großes Genie zu sein, um hier die Gemeinsamkeit zu finden: Alle 5 Länder sind englischsprachig.


"Aber du kannst die Sprache doch gar nicht", "Wie soll das denn funktionieren?", "Wieso gehst du nicht einfach in die USA?". So oder so ähnlich werden viele "bearbeitet", die in ein nicht englischsprachiges Land gehen wollen.

Und ja, es stimmt. Nach 7-8 Jahren Unterricht in der Schule, sowie Dauerbeschallung in Form von Musik und natürlich auch als Hauptsprache in den Weiten des Internets, kann heute jeder Schüler mehr oder weniger gut Englisch. Und mit dieser Sicherheit lässt es sich bestimmt teilweise leichter in ein fernes Land gehen und auch Eltern und vielleicht sogar man selbst ist schneller von der Machbarkeit des Projektes überzeugt.
Und wenn man dann noch in Betracht zieht, dass sich innerhalb des Austauschjahres die schon vorhandenen Sprachkenntnisse wohl perfektionieren werden, erscheint einem das ganze Unterfangen ziemlich logisch.


Trotzdem finde ich es immer wieder furchtbar schade, wenn die meisten Schüler die anderen 35 Länder (je nach Organisation) nicht einmal in Betracht ziehen. Zum Beispiel gibt es in Osteuropa die niedrigsten Preise im ganzen "Sortiment" und zusätzlich noch mehrere Sonderstipendien, die das Jahr oft fast komplett finanzieren. Bulgarien, Tschechien, Ungarn... Wieso nicht?

Etliche Spezial-Programme (Schauspiel, Musik, Umwelt, Film, Kunst usw.) in Estland, einem Land, dass in den letzten 20 Jahren eine Entwicklung gemacht hat, die seines Gleichen sucht. Voller Kultur und junger Menschen und ihren Visionen und Wünschen. All das anstatt (*nervige Mädchenstimme*): "OMG, es ist wie in Highschool Musical!!!". Wieso nicht?

Auch andere Länder wie Costa Rica, Chile oder Brasilien verdienen Erwähnung.


Nochmal zur Verständigung: Wenn auf der Seite der Organisation steht, dass ihr keine Vorkenntnisse braucht, dann stimmt das auch. Das heißt andere sind da ebenfalls planlos hin und sind zurecht gekommen. Auch ihr werdet zurecht kommen. Auch ihr werdet die Landessprache irgendwie lernen. Wie schnell und gut und einfach hängt zum einen vom der Sprache ab, aber auch von euch selbst, von eurem sprachlichen Talent und eurem Ehrgeiz und auch dem Mut im Zweifel mal lieber etwas falsch, als gar nicht zu sagen.


Ich möchte niemanden etwas ausreden oder einreden. Aber falls ihr auch über ein ATJ nachdenkt, überlegt mal:
Wahrscheinlich ist dein Englisch gar nicht so schlecht.
Jede neue Sprache eröffnet eine neue Welt. Warum keine neue Welt öffnen?
Warum nicht einfach mal gegen den Strom schwimmen?
Wäre es nicht total cool noch eine andere Sprache zu lernen?
Würde Italienisch, Japanisch, Polnisch oder Portugiesisch als Sprachkenntnisse in der Bewerbung nicht auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Kennt man Amerika oder Australien aus dem TV-Programm nicht schon genug?


Was ich sagen will: Es muss nicht immer Amerika usw. sein und das gilt nicht nur für Austauschjahre, sondern auch für Work&Travel, Au-Pair und Auslandssemester.


Liebe Grüße,
Emilia


"Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen."
 Johann Wolfgang von Goethe

PS: Nun muss ich noch dazu sagen, dass mir persönlich Sprachen sehr leicht fallen und mich unglaublich faszinieren. Also kann es durchaus sein, dass nur ich das so sehe.
Außerdem muss ich unbedingt noch loswerden, dass all das hier auf keinen Fall gegen englischsprachige Länder (und die Schüler, die da hin wollen) gerichtet ist, sondern nur einmal aufzeigen soll, dass es noch viel mehr in der Welt gibt, das gesehen werden will.


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